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8.3.19 - Weltfrauentag in Barcelona

„Girls just wanna have fun-damental rights!“

 

Diesen Spruch nehme ich nur allzu gern als meinen Lieblingsspruch in die Überschrift des Berichts über den 8. März, der hier in Spanien ein ganz besonderer Tag für mich werden sollte. Jene Worte waren auf einem Plakat zu lesen, das zur Demo am Weltfrauentag in Barcelona hochgehalten wurde. Und da es auf Englisch war, konnte ich ausnahmsweise auch alles verstehen. 

 

Der Tag begann mit einem Treffen der Aktiven in Corbera de Llobregat, die sich für Frauenrechte und Gleichstellung der Geschlechter engagieren. Mit meiner deutsch-spanischen Arbeitskollegin M. ging ich zusammen dorthin und sah einen kleinen Haufen Menschen, die Banner auf dem Boden ausgebreitet hatten, um diese zu beschriften. M. brachte sogleich in Erfahrung, dass es eine traurige und empörende Vorgeschichte dazu gab, sodass an diesem Morgen erneut Banner beschriftet werden mussten.

 

Die Aktivist*innen hatten nämlich bereits spät am Vorabend zwei größere Banner an wichtigen Gebäuden des Ortes angebracht und an vielen Laternenpfählen lila Frauenfiguren aus Sperrholzplatten mit feministischen Sprüchen befestigt. Über Nacht wurden von Unbekannten –, die  ich jetzt einfach mal „Feminismusgegner“ nenne– nicht nur die Banner entfernt, sondern auch die Köpfe der Figuren allesamt abgetrennt. Das hat alle wirklich sehr aufgeregt und empört! Die Gegenreaktion beinhalteten „Ersatzköpfe“ bestehend aus einem Stück Pappe auf dem z.B. vermerkt war: „Ihr könnt uns zwar „beschneiden“ aber ihr könnt uns nicht zum Schweigen bringen.“ Ich hatte zusätzlich die Idee, meinen persönlichen Kopf als Ersatz für die abgetrennten Köpfe „hinzuhalten“ und ein Foto zu machen. Dem Beispiel folgten dann noch weitere Menschen und M. war begeistert von meiner spontanen Eingabe.

 

Nach einiger Zeit der weiteren Vorbereitung startete tatsächlich eine kleine Demoparade durch eine Straße Corberas mit ca. 25 Menschen, einem ziehbaren Lautsprecher, dem neuen Banner und lila Flaggen.  Es ging die Straße hoch und wieder runter und es wurden schon einmal ein paar Parolen für die abendliche Großdemonstration  in Barcelona geübt. Ich versuchte mitzurufen was ich vom Katalanischen aufschnappte!   

 

Schließlich wurde noch ein Manifest verlesen – mir gefällt dieser Ausdruck besser als: es fand eine Kundgebung statt , gähn,  – und siehe da: plötzlich war der Platz mit viel mehr Menschen gefüllt als zu Beginn! Ich beschloss, am Abend nach Barcelona zu fahren, da ich spürte: Es liegt etwas Besonderes in der Luft!

 

Die Demo in Barcelona

 

Der Plan war, mich an der Placa Espanya mit einer Bekannten zu treffen, die in BCN lebt. Jedoch sollte es nicht dazu kommen, da ihr kleiner Demozug mit Freunden am Ende viel weiter vorne landen würde und es unmöglich war sich in den Menschenmassen zu begegnen. Schon als ich eine Stunde früher an dem großen Platz eintraf, saßen sehr viele Menschen dort auf dem Boden. Ich war allein unter Hunderten und suchte mir gute Plätze zum Beobachten, verfolgte, wie es immer mehr und mehr und mehr Menschen wurden. Immer mehr Schilder, Flaggen, Lila, Luftballons, Gesänge, Getrommel, Tanzen. Die Demo zog s

Nach einiger Zeit der weiteren Vorbereitung startete tatsächlich eine kleine Demoparade durch eine Straße Corberas mit ca. 25 Menschen, einem ziehbaren Lautsprecher, dem neuen Banner und lila Flaggen.  Es ging die Straße hoch und wieder runter und es wurden schon einmal ein paar Parolen für die abendliche Großdemonstration  in Barcelona geübt. Ich versuchte mitzurufen was ich vom Katalanischen aufschnappte!   

 

Schließlich wurde noch ein Manifest verlesen – mir gefällt dieser Ausdruck besser als: es fand eine Kundgebung statt , gähn,  – und siehe da: plötzlich war der Platz mit viel mehr Menschen gefüllt als zu Beginn! Ich beschloss, am Abend nach Barcelona zu fahren, da ich spürte: Es liegt etwas Besonderes in der Luft!

 

ich von der Pl. Espanya über eine riesige Straße, die Gran Via de les Corts Catalanes zur Pl. Catalunya. Ich sah zunächst auf Entfernung dabei zu, wie die Massen in Richtung dieser Straße strömten und dann nur sehr langsam vorankamen, da einfach alles voll war. Dann ging ich näher hin und kraxelte auf den Fuß eines riesigen Brunnens, um von dort auf die Gran Via zu sehen.

 

Blick vom Brunnen aus auf die Gran Via de les Corts Catalanes
Blick vom Brunnen aus auf die Gran Via de les Corts Catalanes
Auf einer Bank stehend gegen den Laufstrom fotografiert
Auf einer Bank stehend gegen den Laufstrom fotografiert
Nun in Laufrichtung - rechts ist tatsächlich ein Zipfel Straße frei ;)
Nun in Laufrichtung - rechts ist tatsächlich ein Zipfel Straße frei ;)

Ich war überwältigt. Man hat nämlich vor Menschen die besagte Straße nicht mehr erkannt! Und an dieser Stelle möchte ich betonen: Es sind nicht nur Frauen auf die Straße gegangen sondern auch sehr viel Männer! Generell waren einfach alle auf der Straße: Alte Opis, Kleinkinder, sogar Babys wurden mit herumgetragen…also alle von 0-100 jeglichen Geschlechts und jede und jeder mit irgendeinem Accessoire, Schild, Verkleidung, Spruch, Banner, gemalten Frauenzeichen auf der Haut, Flaggen und zugleich viel Frieden. Kämpferischer Frieden. Ich bin noch nie in einer so großen Menschenmasse gewesen und habe mich dennoch sicher gefühlt, obwohl ich mich ungern in Massen befinde. Ich stürzte mich also auch in das Getümmel auf die Straße und hüpfte ab und zu auf eine Bank, um von etwa  weiter oben auf die Menge zu schauen.

 

Manchmal gingen Wellen aus Schreien und Jubel durch die Menschen und alle hoben ihre Hände und schüttelten sie in der Luft. Das war sehr ansteckend und berauschend. Am Rand konnte ich schneller bis ans Ende der Demo laufen und als ich bei der Universität ankam sah ich noch, wie ein Helikopter mit Leuchtscheinwerfer immer wieder den Ort überflog, wahrscheinlich um Videoaufnahmen zu machen. Mein Kopf platzte vor Eindrücken, ich stieg in die Metro und auch dort wurden von einer Gruppe junger Mädchen weiterhin Sprüche skandiert, zu denen der ältere Herr mir gegenüber mit den Füßen wippte.

 

Was für ein tolles Gefühl, dass so viele Menschen für Frauenrechte auf die Straße gehen! Nach offiziellen Angaben waren in Barcelona 200.000 Menschen auf der Straße, meine Kollegin meinte aber, dass die offiziellen Zahlen in Spanien meistens deutlich zu gering ausfallen!

 

Es wurde in Spanien nicht nur zu Demonstrationen sondern auch zu Streiks der Frauen aufgerufen, daran beteiligt waren auch große spanische Gewerkschaften. Ich würde mir wünschen, dass der spanische Spirit auch nach Deutschland überschwappt und mehr Menschen auf die Straße gehen!

 

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