· 

Wandern nahe der Pyrenäen

Ich durfte einen Tag im letzten und nördlichsten Winkel der Provinz Barcelona verbringen, indem ich mich einer Wandergruppe aus Corbera de Llobregat anschloss, die einmal jeden Monat eine größere Tour, auch für Außenstehende, organisiert.

 

Die Tour startete in St. Jaume de la Frontanya, verlief  durch die Serra de Faig-i-Branca über den Puiglluent und Sant Roma de la Clusa zum Castell de L´Areny. (Der Akzent will bei meiner Tastatur gerade nicht, aber wem das sowieso alles zu katalonisch war: Das erste und letzte sind kleine Orte, Serra bezeichnet immer ein Gebirge, der Puiglluent ist ein Gipfel, der zu Deutsch wohl Sonnenkopf heißen würde, und Sant Roma de la Clusa ist eine bewirtete Herberge, auch Refugi genannt.)

 

Etwa 20 sich gut kennende und sehr gut miteinander eingespielte Leute aus Corbera, hauptsächlich aus der Liga 50+, nahmen mich neugierig in ihren erlesenen Kreis auf und versuchten sich gleichberechtigt in englischer Sprache, so wie ich es mit ein paar Brocken Spanisch probierte. Ein besonderes Gruppenmitglied zählte stolze 83 Jahre und hatte den sich bestätigenden Ruf weg, immer als einer der ersten voranzugehen. Dabei fiel auch sein kleines Kuhglöckchen auf, das fröhlich vor den anderen her bimmelte. Auf dem Gipfel hatte er seinen Kontaktmoment und redete unentwegt katalanisch mit mir – ich verstand natürlich nichts – sah mir in die Augen und drückte mich kurz und bestimmt an sich. Manchmal würde ich die Welt schon gerne mal durch die Augen solcher Menschen sehen, denen ich begegne. Ich glaube er hieß Josep.

 

Die Landschaft war unglaublich schön, die Luft durch den Wind kalt und klirrend klar, wenn man sie tief einatmete und die Sicht auf die schneebedeckten Gipfel der nahen Pyrenäen fantastisch. Teilweise hätte ich mir Handschuhe gewünscht doch ich war ja selbst schuld, denn ich hatte den wärmenden Schluck Wein ausgeschlagen, der mir bei der ersten kurzen Pause aus einem ledernen Trinkbeutel angeboten und unter allen einmal herumgereicht wurde. ;)

 

Die Organisation der Wandergruppe bot bekannte und besondere Vorgehensweisen. Die bekannte „Die letzte Kuh macht´s Gatter zu“ schallte in katalanischer Variante immer dann durch die Reihen, wenn wieder mal ein Weidezaun passiert wurde. Die für mich unbekannte bestand in einem ausgeklügelten System aus kleinen einlaminierten Kärtchen, die Pfeile zierten. Die wurden von den vorneweglaufenden Menschen an jeder Abzweigung mit Hinweis auf die richtige Richtung abgelegt und von den Nachzüglern der Gruppe am Ende wieder eingesammelt. Wie simpel und raffiniert zugleich. Zudem waren auch mehrere Walki-Talkis im Einsatz. Eine lustige Person der Gruppe –la Carma -, die zugleich die Bekannte meiner spanischen Arbeitskollegin und Langsamste der Gruppe war, forderte am Ende der Tour und zurück im Bus mit lautstarkem Temperament zu verschiedenen Dingen unseren Applaus ein. Unter anderem:

 

- Einen Applaus zum Dank an die Tourenplaner

 

- Einen Applaus für mich, wie schnell ich spanisch gelernt hatte 

 

- Einen Applaus für las Carmas (es gab noch eine zweite Carma), die alle Pfeile wieder eingesammelt hätten

 

Und so ging eine schöne, erfrischende Tour mit Einblick in einen katalanischen Wanderverein zu Ende und wir fuhren müde und vollgetankt mit frischer Luft wieder nach Corbera zurück.

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0