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Öffentliche Aktion für das Poesie-Projekt in Kassel

 

Am Mittwoch den 03.08. war es soweit und wir starteten zum ersten Mal eine öffentliche Aktion für das Poesie-Projekt. Dazu begaben wir uns ins Zukunftsdorf22, einem von vielen Kasseler Initiativen in ehrenamtlicher Arbeit geschaffenen Ort, um die Idee von gelebter Gemeinschaft und Strukturen des Commoning unter die Menschen zu bringen. Ein Ort des Vernetzens und Teilens. Es gibt dort mehrere Domes - geodätische Zelte - in denen Workshops, Vorträge, Auftritte und vieles mehr stattfinden. Ich hatte beim Dorfteam nachgefragt, ob wir uns mit unserem gemeinschaftlich ausgerichteten Kunstprojekt dort vorstellen dürfen und ja: Wir durften, an einem sehr heißen Augusttag den Plenumsdome bespielen. Trotz der Hitze kamen immer mal wieder Menschen bei uns vorbei, ließen sich zu einem Haiku hinreißen, malten oder zogen Wörter aus dem sprechenden Hut, um sich von diesen inspirieren zu lassen.
Wir, Eva und Mira, hatten einige schöne Begegnungen und sind gespannt, ob sich die ein oder andere Person wieder bei uns melden wird. Besonders berührt hat mich ein längerer Text von M., mit der ich mich einige Zeit unterhalten habe. Sie (ich hoffe ich verwende das richtige Pronomen), saß dann noch eine ganze Weile in der Nähe, im Schatten, schreibend, und brachte am Ende ihrer Besinnungsphase ein beidseitig beschriebenes Blatt zu uns in den Dome und war dann ohne weitere gesprochene Worte ganz schnell wieder verschwunden. Die Zeilen enthielten auch einen persönlich adressierten Brief an mich und das Projekt. Ich habe überlegt ob es vielleicht rücksichtslos ist das einfach zu veröffentlichen, ohne nachfragen zu können und zu wissen, ob es okay ist. Gleichzeitig lese ich Worte, die sich nicht nur an mich gerichtet anfühlen und die so kraftvoll sind, dass ich sie in die Welt bringen möchte. 

 

"Liebe Mira,

ich wünsche Dir und Deinem Kollektiv viel Erfolg für euer Projekt, aber vor allem für Eure Verbindung und Verbundenheit. Ihr gestaltet Zukunft neu. Ihr geht neue, nachhaltige und vor allem gemeinsame Wege im Sinne der Demokratie. Mich faszinert das sehr. Ich segne Dich, wie wir alten Weisen es schon immer taten, Dein Kollektiv und Euer Projekt. Vertraut darauf, dass ihr verändert. Es hat bereits begonnen. Danke."

 

Manchmal, wenn ich Menschen begegne, die schon etwas älter sind, dann spüre ich eine Art Schmerz, der sich immer ähnlich anfühlt. Der Schmerz, der gleichzeitig eine Freude mit der jüngeren Generation ist. Eine Hoffnung, dass, wie es in diesen Zeilen anklingt, wir (die junge Generation) neu gestalten und sich Dinge zum Guten verändern. Und gleichzeitig die große Traurigkeit, nicht so sehr zu dieser Generation zu gehören und mit anderen Voraussetzungen da zu sein und es (vielleicht?) noch schwieriger zu haben, dorthin zu gelangen, wo wir schon stehen. Dieses Verhältnis der Generationen und der Schmerz und die Sehnsucht die sich dort einwebt, beschäftigt mich sehr.

 

Wie geht es nun mit der Kunst weiter? Nach wie vor ist jeder Beitrag willkommen. Was als nächstes dran ist, wird sich im organischen Prozess von selbst zeigen. Wünschenswert für mich ist das Suchen und Finden eines Titels, der den Arbeitstitel "Poesie-Projekt" ersetzt. Auch habe ich Lust bei der nächsten Veranstaltung mit einer Gruppe einen Workshop o.Ä. zu machen und es nicht so offen und als Durchlaufstation zu gestalten. Vielleicht findet sich eine Person, die eine simple Webseite für das Projekt kreiieren möchte?! Die Komposition aus Text und Bild im später gedruckten Buch ist auch eine der großen Fragen.

 

Mit Eva, Pia und mir hat sich in den letzten Wochen eine Art Kernteam geformt und viele weitere Menschen verfolgen das Projekt im erweiterten Kreis. Diese soziale Konstellation hat sich ergeben und ist nicht starr und fest sondern in einem stetigen Prozess. Und die, die da sind, sind immer die richtigen. Auch die, die uns am 3.8. mit ihrer Aufmerksamkeit ob für kurz oder länger besuchten. Vielen Dank für den schönen Tag!

 

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