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Verkehr in Barcelona

Es ist 5 Uhr am Nachmittag. Ich sitze an der Bushaltestelle von Maria Cristina in Barcelona, zuvor bin ich der grünen Metrolinie L3 entstiegen. Diese Haltestelle ist für die Rückfahrt in die Berge besser, weil man von der Metro direkt auf den Bussteig purzelt. Es ist windig und ich sitze im Bushäuschen. 2m vor mir rauschen die Busse vorbei. Hinter der Bushaltespur erstrecken sich 8 weitere Autospuren und zwischen den Spuren 6 und 7 von mir aus gesehen noch eine Straßenbahntrasse. Wir befinden uns ungefähr am Übergang von der Autobahn in die lange „Diagonal“, die ganz Barcelona ihrem Namen nach durchzieht. Es stinkt nach Abgasen, ist ohrenbetäubend laut und in das Gewühle an ohnehin sehr vielen öffentlichen Transporten mischen sich hunderte Autos und Rollerfahrer_innen, die auf der Autobahn zudem haarsträubend von allen Seiten stehende oder langsam rollende Autos überholen.

 

Sicht auf die "Diagonal" bei Maria Cristina
Sicht auf die "Diagonal" bei Maria Cristina

 

Der Verkehr ist anstrengend in Barcelona. Die Metro rauscht und piept laut, bei Schließen der Türen und ist doch zugleich genial, um schnell die ganze Stadt zu durchqueren. Überall im Untergrund muss man Acht geben, dass man nicht seiner Wertsachen beraubt wird und wenn man eine Haltestelle zu weit gefahren ist, muss man über diverse Treppen und ggf. Tunnel auf die andere Seite zurückkehren. Die Spanier_innen sind ziemlich "treppenfaul". Fast alle nehmen immer die Rolltreppen in den U-Bahn Schächten.

 

Ein "paar" Motorroller parken bei der Pl. Espanya
Ein "paar" Motorroller parken bei der Pl. Espanya

 

Das Busfahren ist auch besonders. Im Bus werden keine Haltestellen angezeigt oder angesagt. Man ist auf sich selbst angewiesen und darauf, wach und konzentriert zu bleiben – vor allem dann, wenn man sich noch überhaupt nicht auskennt. Im Bus merkte ich mir Richtung Barcelona, dass ich Stopp drücken muss, wenn ich an dem Lidl mit den Windmühlen vorbeikomme. Der deutsche Discounter hat diese alte Anlage mit echten Windmühlen aufgekauft und die Außenfassade kernsaniert, um dadurch ihre „soziale Verantwortung“ zu übernehmen, erzählt mir meine deutsch-spanische Kollegin sarkastisch. Nach diesem Lidl drücke ich jedenfalls auf Stopp um mich bei "Zona Universitaria" in die Metro spülen zu lassen.

 

Steht man andererseits draußen und will in den Bus rein, muss man dem/der Fahrer_in ein Zeichen geben, indem man die Hand rausstreckt und/ oder ein bisschen damit rumfuchtelt. Manchmal bilden die Spanier_innen auch lange Wartereihen, an die sie sich strikt halten.

 

Meine absolute Lieblingsstelle ist jedoch kurz vor meinem Ausstieg beim Hotel, mitten auf dem Berg von Corbera. Dort führt eine schmale und kurvige Einbahnstraße auf den Berg und wieder hinunter. Eine für Busse sehr schmale und kurvige Straße. An der schmalsten Stelle quetscht sich der Bus so knapp durch die Lücke, dass links und rechts nur wenige Zentimeter Luft bleiben. Je nach Langsamkeit des Manövers kann man erkennen, wie erfahren die Busfahrer_innen mit dieser Stelle so sind. Es ist immer wieder ein Erlebnis!

 

Bus presst sich durch schmale Stelle in Corbera - Fahrkunst ist gefragt!
Bus presst sich durch schmale Stelle in Corbera - Fahrkunst ist gefragt!

 

Außerdem gibt es für Busstrecken so etwas wie Lizenzen zu vergeben, damit die vielen Busunternehmen konkurrenzfähig bleiben. Das bedeutet, dass man als Fahrgast für manche Strecken umsteigen muss, da man auf direktem Wege nicht die ganze Strecke mit ein und demselben Unternehmen fahren darf. Ach ja..und in den Rush Hour Zeiten morgens werden im Vorort La Palma gerne mal bis zu 4 Verkehrspolizisten beschäftigt, die den Verkehr an Bushaltestellen regeln, damit sich in den engen Straßen weniger Stau als ohnehin bildet. Dabei fuchteln sie ernst mit leuchtend gelben Lichtern herum.

 

Eine Metropole und ihre Transportwege. Nichts für schwache Nerven. Und by the way auch nichts für Neuseeländer_innen, die nicht in Auckland wohnen :-).

 

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