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Mächtig ergriffen

Text für die Lesung von "MachtWorte" zu Taten

Thema: "Die würde des Menschen ist antastbar" - im Rahmen der Karlsruher Wochen gegen Rassismus

 

Mächtig ergriffen
 
Macht doch was!
Was macht das?
Was Macht mit uns macht?
 
Leben tue ich in meiner Zuckerwattewelt. 
Nie verprügelt, nie bespuckt, nie angefeindet wegen meines „Wohers“.
Immer brav in Schiene, zugesehen, dass ich die Kurve kriege, mich anpasse und mitgleite.
Ab und zu auf eine Demo gehe, „everybody welcome“ krähe und manchmal Sätze gegen die Politik versprenge und Klicks an Petitionen anhänge. 
In einer, meiner Zuckerwattewelt tut das nicht weh. 
 
Macht doch was!
Was macht das?
Was Macht es mit mir?
 
Fühle mich ein bisschen seltsam in einer, meiner Welt in der alles grenzenlos erfüllbar scheint,
Leute aus Spaß ohne Seil die Berge hochklettern und in Fledermausanzügen sich von selbigen hinunterwerfen während andere,
die getreten, gefoltert und geschlagen werden nur für  ein kleines bisschen Liebe und ihre Menschenwürde werben.
Und werben nicht mit Bannern, sondern gleich  mit Menschenleben. Ungewollt und voller Grenzen. 
Das macht mich gar nicht an. Da will ich selber fluchen, spucken, Feuer speien gegen alle Augenklappen. Hiermit –Macht –mit, ermächtigt euch für die, die leiden.  
 
Macht doch was! 
Was macht das?
Die Macht nichts. 
 
Es ist so leicht sich auf die faule Haut zu legen, als Weiße überall durchzukommen, als Europäerin  bewundert zu werden…für was denn für was?
In einer Gesellschaft zu leben, in der wir immer weiter höher und schneller nach einem diffusen Ziel  hin streben ohne den Großteil der Menschheit wirklich mit in unser Herz zu nehmen? 
Die, die wir unterdrücken, denen sollten wir Gehör schenken, haben doch seit Menschengedenken jene ein reines Gewissen, die noch selbst sich kennen und den Ort an dem sie leben.
Ihre eigenen Grenzen nicht in Tonnen treten, sondern achten, wahren und gesünder leben, bis sie von Unternehmen weggesprengt werden als minderwertige Minderheit und es nichts Wahres mehr gibt auf dieser Welt sondern nur noch verbrannte Erde und die Asche unserer geschiedenen Vielfältigkeit. 
 
Macht doch was!
Was macht das? 
Macht doch nichts?!
 
Nach Neuseeland zu fliegen, in 24 Stunden die halbe Welt zu umrunden, während andere in Flip Flops auf steinigen Wegen durch den Winter gehen und um Obdach flehen und wir, 
wir gönnen uns den teuren Flug nur um mal wegzukomm` und was zu sehen. 
Freiwillig gehen ist wirklich was anderes, als das, was wir im Fernsehen sehen. 
Wie man es schafft in diesen Widersprüchen sich zu wälzen obwohl man auch noch humanistisch denkt und dann wieder so unsichtbar nicht gegenlenkt, wie ein federleichtes Transparentpapier,
voll intelligent aber nur auf sich und die eigene Welt programmiert, das einem das Leben was bringt und man sich selbst studiert  -
bis zum Umfallen das Leben in eigenen Händen hält und an denjenigen Möglichkeiten verzweifelt und ausbrennt, die andere nie nicht haben werden. 
 
Macht doch was!
Was macht das? 
Nur ein bisschen Macht.

 

Kommentare: 1
  • #1

    Yelitza Laya (Donnerstag, 28 März 2019 23:38)

    Liebe Mira , vielen Dank für deine Text , für deinen Tollen Beitrag , es war sehr schön!

    Liebe Grüße von mir und das machtWorte Team

    Yelitza