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Mut statt Angst - Teil 2 Kapitel 1

 „Verlier' nicht die Hoffnung,

 

Bitte gib dich nicht auf.

 

Hör nicht auf zu tanzen,

 

Halt den Himmel nicht auf.

 

 

 

Denn für deine Träume,

 

Musst du durch dick und dünn.

 

Über Stacheldrahtzäune,

 

Durch Wellen und Wind.

 

 

 

Alles, was wir bräuchten...

 

Nur ein bisschen mehr Herz.“

 

(Enno Bunger)

 

 

 

An den Anfang des zweiten Teils ist ein Mut machender Liedausschnitt gestellt. Ich höre dieses Lied von Enno Bunger gerade sehr gern, da es mich beschwingt. In diesen Tagen nutze ich Zeit zum Nachdenken. Auch über meine eigene Persönlichkeit. Dabei vergewisserte ich mich über meine Fähigkeiten: Träumen, abstrakt wahrnehmen und möglichst groß Denken. Ich habe mich schon immer gerne mit dem „Ideal“ herumgeschlagen. Daher fand ich im Studium auch die Bildungstheorie so spannend, die von einigen ziemlich kopflastigen Idealisten geprägt wurde (z.B. Johann Friedrich Herbart).

 

Und daher möchte ich euch auf eine Traumreise in die Möglichkeiten einer zukünftigen Gesellschaft mitnehmen, die ich versuche anhand meiner derzeitigen Wertvorstellungen und Ideale zu konstruieren. Denn wenn es dies ist, was ich derzeit am besten zum gesellschaftlichen Leben beitragen kann, dann tue ich es mit Vergnügen. Manche meiner Ideen sind handfest und schnell wie einfach umzusetzen, andere sind abstrakt und in einen langfristigen Kontext eingebettet.

 

Als ich in Portugal auf einem großen Stück Land wohnte und freiwillig für ein Paar arbeitete, das dort, in einem für radikale Lebensumbrüche relativ hohen Alter, ein Zentrum für Heilung aufbaute, lernte ich viel. Besonders von der 70-jährigen Frau, die eine Meisterin im Geschichtenerzählen war. Eine dieser Geschichten möchte ich gerne mit euch teilen. Denn ich greife sie als einen wichtigen Appell an uns alle auf. Welcher dies ist, werdet ihr schnell herausfinden:    

 

 

Die Geschichte von den Krebsen

 

Es war einmal an einem langen Strand. Es hatte wohl einen Sturm gegeben und am Strand tummelten sich abertausende Krebse, die eigentlich so schnell wie möglich wieder ins Wasser mussten, da sie an Land auf Dauer nicht überleben würden. Ein Mensch ging über den Strand und durch die vielen Krebse hindurch. Dieser Mensch lief aber nicht einfach vorbei. Er bückte und bückte sich immer wieder und warf einen Krebs nach dem anderen wieder ins Wasser. Irgendwann kam eine andere Person vorbei und fragte: „Was tust du da? Hier sind doch so viele Tiere! Ist das nicht ein sinnloses Unterfangen? Für wen macht das, was du tust einen Unterschied, außer dass du dir selbst den Rücken krum machst?“ Der Mensch hob den nächsten Krebs auf und hielt ihn noch kurz in der Hand. Dann sah er seinen Mitmenschen an und antworte, während er den Krebs ins Wasser warf: „Für diesen hier macht es einen Unterschied.“ Und er hob den nächsten auf. „Und für diesen. – Und für diesen.“

 

 

Die Moral von der Geschichte ist gleichwohl simpel wie beeindruckend: Jedes Lebewesen auf diesem Planeten macht einen Unterschied! Bezogen auf sich selbst heißt das also: beobachte doch mal, was du tust und habe Vertrauen darin, dass es für jemand anderen im Bestimmten und für alle im Gemeinen etwas Großes bewirken kann, auch wenn du denkst du hast keinen Einfluss oder keine „Macht über die Dinge“.

 

 

Da ich die Länge meiner Beiträge schon jetzt als ziemlich groß einschätze, habe ich mir überlegt sie in einzelnen Kapiteln abzuschicken. Ich werde also in nächster Zeit in möglichst geringen zeitlichen Abständen die Kapitel und passende Internetlinks dazu hochladen. So habt ihr, wenn ihr wollt, immer wieder ein kleines Häppchen zum Lesen. Starten tun wir mit:

 

 

 

Kapitel 1 – Natur und Umwelt

 

Jedes Mal, wenn ich nun in eine Gurke beiße, die aus Almeria oder Murcia kommt, habe ich ein sehr schlechtes Gefühl. Ich war auf meiner Reise dort. Ich habe gesehen unter welchen Bedingungen diese Pflanze gewachsen ist und ich stand weinend auf einem Hügel, mit Blick auf all diese Gewächshäuser, und fühlte mich sehr schuldig. In diesem Moment wischte der Wind meine Tränen weg und ich fragte mich, warum die Natur mir diesen tröstenden Gefallen tat, wo ich doch Teil der Zerstörung bin. Es ist nur gerecht, dachte ich, dass wir das Gift essen, das wir selbst produzieren. Ihr merkt, dass ich sehr emotional bin. Aber wenn man bedenkt, dass im modernen Europa so etwas passiert: Verbauen der Landschaft mir riesigen Gewächshausflächen aus Plastik, Verbrennen dieses Plastiks in großen Mengen, Einarbeiten von großflächig verteilter Plastikfolie auf Äckern auf denen anschließend die Tiere weiden,  Bio-Etiketten auf dieser Art Gewächshausgemüse, welches mit allen nur möglichen Giften behandelt wurde, um schnell zu wachsen und die fast völlige Vernichtung des Ökosystems rundherum, ganz abgesehen von der Ausbeutung überwiegend afrikanischer Arbeitskräfte. All solches sind nun Verhältnisse, die ich mal nicht nur über Medien erfuhr, sondern mit eigenen Augen sah.  

 

Momentan helfe ich auf einem kleinen Biolandbetrieb in einem Ort unweit des Dorfes, in dem ich aufwuchs, freiwillig mit. Pflanze Kartoffeln und anderes Gemüse und fahre sogar Traktor! Ein verhältnismäßig kleines Gerät, das aus dem 20. Jahrhundert stammt und von den meisten Landwirt_innen nicht mehr benutzt wird, da die neusten Maschinen gar keine manuelle Mitarbeit mehr erfordern. Bauer Micha hat zuvor sogar nur Pferde benutzt. Da seine Solidarische Landwirtschaft nun mehr Menschen ernährt, hat er sich doch für das ein oder andere Fahrzeug entschieden und sich aus den verstaubten Scheunen von anderen zusammengesucht. Trotz dieselbetriebener Maschine: Diese Projekte sind wahnsinnig toll! Und es erfüllt mich mit Hoffnung, wenn ich sehe, dass (junge!) Menschen wieder aufs Land ziehen und Biohöfe führen bzw. SoLaWis gründen. Solidarische Landwirtschaften produzieren Lebensmittel direkt für ihre Mitglieder. Diese entrichten einen monatlichen Geldbetrag und/oder Arbeitsstunden auf dem Feld und erhalten im Gegenzug regionale und saisonale Produkte. Dies ist ein wirklich gutes Modell für eine dezentrale und ökologische Form der Versorgung mit Essen und bietet eine Alternative für diese schrecklichen Monopole, wie sie in Südspanien bestehen. Also auf geht’s! Sucht euch eine SoLaWi in eurer Nähe, vielleicht gibt es eine, obwohl ihr es gar nicht vermutet!

 

 

Neulich bei einem Spaziergang habe ich die Gärten der Menschen in meinem Heimatort einmal genauer betrachtet. Was ich sah waren „Gärten“, die fast vollständig aus Rasen oder (noch schlimmer) Steinen bestehen. Mal davon abgesehen, dass fast niemand dort mehr Gemüse anbaut: Ich malte mir aus wie es sein könnte, wenn die Menschen wenigstens auf der Hälfte ihrer Flächen Wildblumen aussähen würden. Überall wäre es bunter und voller Leben! Die Zeit, die man sonst mit Mähen verbringt, spart man sich auf für andere Dinge. Wenn das alle Leute in Deutschland machen würden, die einen Garten haben, dann wären unsere Insekten nicht mehr so bedroht wie sie es aktuell sind. Es ist auch keine große Kunst eine Vogeltränke einzurichten oder irgendwo einen Haufen liegenzulassen, damit ein Igel dort wohnen kann. So viele kleine Maßnahmen helfen dabei, dass Tiere und Menschen besser miteinander (über)leben können. Dieser trostlose Rasen, dem so viel Aufmerksamkeit gewidmet wird, bringt einfach nichts und mich zur Verzweiflung. Auf meinem ehemaligen Arbeitsweg per Fahrrad fuhr ich regelmäßig an einem Haus mit wohlgepflegtem Rasen vorbei. Im Hochsommer war ich drauf und dran Amok zu laufen, da dieses Stück ungenutzte Rasenfläche jeden Tag stundenlang bewässert wurde. Zumindest dieser winzige Anspruch der Eigenverantwortung schonend mit den Ressourcen, vor allem mit der Ressource Wasser, umzugehen sollte doch möglich sein! Ich bin seit einem Monat wieder in Deutschland und es hat während der Zeit nur an einem Tag ein bisschen geregnet. Stattdessen ist es viel zu heiß. Geht es so weiter, sehen unsere Felder bald so aus wie in Spanien. Ich bin mir sicher wir werden uns noch mit Wasserknappheit beschäftigen müssen, also bitte hört auf euren Rasen zu sprengen! Es gibt stattdessen viele kleine und kleinste Beiträge, die einen Unterschied machen! Ich orientiere mich was das angeht zurzeit an der Seite von smarticular, die sehr kompakt und einfach das naturnahe Gärtnern (anhand von Ideen der Permakultur) erklärt.

 

Je nachdem wo wir zukünftig leben, möchten wir gerne selbst Gemüse anbauen und ein paar Tiere halten. Allgemein, wenn ich gerade über meine berufliche Laufbahn nachdenke so erscheint mir die Arbeit, Lebensmittel zu produzieren als eine der sinnvollsten Tätigkeiten auf der ganzen Welt. Ich bin gespannt, wo mich dieser Gedanke hinführt.

 

 

 

Meine Freundin befindet sich gerade in einer Weiterbildung zur Wildnispädagogin. Auch ich darf von ihren Erfahrungen und Lernprozessen profitieren und bekomme vieles mit. Ein grundsätzliches Motiv der Ausbildung ist das „einheimisch werden“. Dies bedeutet kurz gesagt, dass man sich an dem Ort an dem man lebt bestens mit der sich umgebenden Natur auskennt und diese auch mit allen Sinnen stets wahrnimmt. Dies beinhaltet nicht nur höhere Sensibilität und in dessen Folge hoffentlich einen achtsameren und respektvolleren Umgang mit der Natur, sondern ist auch zum eigenen Nutzen. Wenn man weiß wo der Bärlauch wächst, der Holunder oder der Walnussbaum, dann kann man daraus viele leckere Dinge herstellen. Dies sind nur wenige Beispiele.

 

 

Was den Wald angeht bemühe ich mich persönlich solche Projekte wie das Bergwaldprojekt zu unterstützen. Auch unsere so wichtigen Wälder sind von der Trockenheit und der gnadenlosen Wirtschaftlichkeit bedroht! Ich habe mich für dieses Jahr wieder für eines angemeldet und hoffe, dass es stattfinden kann. Es geht dabei um die Wiederaufforstung mit heimischen Baumsorten aber z.B. auch um die Wiedervernässung von Mooren. Viele Arbeitseinsätze mussten leider aufgrund von Corona abgesagt werden. Man muss bei diesem Freiwilligenprojekt lediglich die Anfahrt zahlen und trifft im Gegenzug auf Leute, die gleichgesinnt etwas für die Natur tun wollen und erfährt viel über das Gebiet, in dem man arbeitet – gleichzeitig verpflegt mit regionalen und saisonalen Produkten. Als ich nach meinem ersten Projekt derlei Art erfuhr, dass schon meine Oma mütterlicherseits nach dem Krieg Bäume zur Wiederaufforstung pflanzte, schloss sich für mich ein schöner Kreis und gab mir Motivation dran zu bleiben!

 

 

Und wenn ich neuerdings die Lebensfreude und Begeisterung einer Freundin erfahre, die voll und ganz in ihrem neuen Gartengrundstück aufgeht dann frage ich mich: Was brauchen wir eigentlich mehr?

 

 

 

Hier nützliche Links zum Kapitel:

 

 

Netzwerk solidarische Landwirtschaft

 

https://www.solidarische-landwirtschaft.org/startseite/ (14.04. 20)

 

 

Film über Zustände und Ausbeutung beim Gemüseanbau

 

https://www.youtube.com/watch?v=j7LclQRn3lg (17.04.20)

 

 

Naturnahes Gärtnern uvm. kompakt erklärt

 

https://www.smarticular.net/ (14.04.20)

 

 

Bergwaldprojekt e.V.

 

https://www.bergwaldprojekt.de/ (17.04.20)

 

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